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01. Dezember 2020

Ein Interview vom Eseltreiber, Osterode am Harz, mit Wiebke S. von der Jüttner Orthopädie KG

Warum Orthopädietechnik-Mechanikerin, du hättest ja auch studieren können?
Ein Studium kam für mich nie in Frage, ich wollte eine handwerkliche Ausbildung machen. Zum Beruf Orthopädietechnik-Mechaniker (m / w / d) bin ich aber eher durch Zufall gekommen. Ich brauchte noch ein einwöchiges Praktikum als Lückenfüller und habe dies in einem Betrieb für Orthopädieschuhtechnik absolviert. Zusätzlich bietet die digitale Technik im Handwerk aktuell und zukünftig neue Möglichkeiten, was den Beruf sehr spannend macht. Ich habe mich weiter informiert und zur Probe gearbeitet. Da war mir schnell klar – Orthopädietechnik, das will ich machen.“

Was macht ein Orthopädietechnik-Mechaniker (m / w / d)?
Zum einen gibt es die vorgefertigten Hilfsmittel. Kniebandagen oder Schulterabduktionskeile kennen wahrscheinlich die meisten. Da gehört es zu unseren Aufgaben, das jeweilige Hilfsmittel indikationsgerecht auszuwählen und anzupassen. Aber eigentlich stehen wir in der Werkstatt und stellen individuelle Hilfsmittel für die Bereiche Orthetik, Prothetik und Rehatechnik her.

Spezialisiert man sich da auf einen Bereich?
Für die Praxisprüfung muss man sich im letzten halben Jahr für einen Fachbereich entscheiden und ein individuelles Hilfsmittel für einen echten Kunden nach einem Formabdruck herstellen. Dafür stehen einem 42 Arbeitsstunden zur Verfügung. Ich habe mich für die Orthetik entschieden und für einen 11-jährigen Jungen eine Unterschenkelorthese mit dynamischen Knöchelgelenk und separaten Innenschuh hergestellt. Er hat aufgrund einer Hirnschädigung eine Gangstörung entwickelt und die Orthese ermöglicht es ihm, ein natürliches Gangbild zu erreichen und das Gehirn erlernt dadurch die „richtige“ Motorik. Wir sind dann zum Testen auf einen Spielplatz gegangen und es war toll anzusehen, wie er mit der Orthese eine Rutsche hochstieg und runter rutschte. Das sind dann Momente, wo einem klar wird, warum man diesen Beruf gewählt hat.

Was macht den Beruf für dich so interessant?
Unser Aufgabengebiet reicht von Kopf bis Fuß und die Anforderungen sind immer anders, da auch jedes Krankheitsbild und jeder Mensch anders ist. Das macht diesen Beruf so spannend und abwechslungsreich. Hinzu kommt die handwerkliche und soziale Komponente, denn jeder Kunde hat individuelle Bedürfnisse an sein Hilfsmittel.

Kannst du etwas zur Ausbildung sagen?
Die dreijährige Ausbildung im Dualen System erfolgt im Betrieb und im Blockunterricht an der Berufsschule. Zu den Lerninhalten gehören Anatomie, Pathologie, Versorgungstechnik und Werkstoffkunde.

Du hast im August als Jahrgangsbeste der Handwerkskammer Thüringen im Bereich Orthopädietechnik abgeschnitten – Wie geht es weiter?
Mein Ausbildungsbetrieb, die Jüttner Orthopädie KG Niederlassung Nordhausen, hat mich übernommen und ich werde vorerst im Bereich Orthetik bleiben. Allerdings will ich auf jeden Fall meinen Meister machen, da muss ich mich ohnehin mit allen Fachbereichen auseinandersetzten. Mit der Auszeichnung habe ich ein Weiterbildungsstipendium erhalten, das ich für den Meisterlehrgang an der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik in Dortmund nutzen kann.

Welche Grundvoraussetzung sollte man aus deiner Sicht für den Beruf mitbringen?
Einfühlungsvermögen und handwerkliches Geschick. Und den Beruf dürfen natürlich auch Männer ergreifen. Tatsächlich ist die Quote in diesem Beruf inzwischen ausgeglichen.

(Quelle: Eseltreiber, Osterode am Harz)

Mach´s wie Wiebke und starte deine Zukunft bei uns! Informationen zu allen Ausbildungsberufen und zum dualen Studium bei Jüttner findest du hier