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Vorsitzender der Thüringer CDU-Fraktion besucht Traditionsunternehmen

09. April 2021

Thüringer Allgemeine, 8. April 2021:

Wenn Krankenhäuser weniger operieren, wenn sie die Patienten bitten, Aufschiebbares verschieben zu lassen, weil sie die Kapazität in ihren Häusern über Wochen vornehmlich für Corona-Patienten benötigen, hat das Konsequenzen. Auch für eine Orthopädiewerkstatt wie die Firma Jüttner in Mühlhausen. Derzeit ist man auf dem Weg zurück in die Normalität, sagt Inhaber Frank Jüttner, der sich viele Aufgaben in der Führung des Unternehmens inzwischen mit seiner Tochter, der Prokuristin Kathrin Jüttner, teilt.

Wird weniger operiert, braucht es weniger Orthesen. Gehen die Menschen weniger zum Hausarzt und Orthopäden, werden weniger orthopädische Einlagen und Schuhe verordnet. Um Kurzarbeit kam auch Jüttner nicht umhin. „Eine Delle bei derartigen Aufträgen gibt es jedes Jahr im Winter, wenn sich die meist älteren Patienten scheuen, bei Schnee, Matsch und Kälte vor die Tür zu gehen. In diesem Winter war sie aber deutlicher ausgeprägt“, sagt Frank Jüttner und erwartet auch in diesem Bereich eine Frühjahrs- und Sommerbelebung.

285 Mitarbeiter beschäftigt das 1946 zur Versorgung der Versehrten des Zweiten Weltkriegs gegründete Unternehmen an 20 Standorten in Thüringen, zwei in Niedersachsen und in einer Filiale in Berlin. Am Firmensitz in Mühlhausen sind es 50 Beschäftigte.

Dort, im Flarchen, seien die räumlichen Kapazitäten erschöpft. „Wir brechen aus allen Nähten“, sagt Frank Jüttner. Deshalb wolle man sich erweitern. Geplant ist ein dreigeschossiger Neubau auf dem Gelände. Das bedeute in erster Linie eine Umstrukturierung. Der Rollstuhl- und der Rehabereich sollen im Erdgeschoss konzentriert werden; die konkrete Nutzung der beiden anderen Geschosse stehe noch nicht fest, auch nicht, ob man dann weitere Mitarbeiter einstellt. Jüttner geht davon aus, das Gebäude ab dem kommenden Jahr nutzen zu können. Orthopädische Schuhe, Einlagen, Orthesen sind die klassischen Betätigungsfelder.

Seit drei Jahrzehnten kümmere man sich auch um die Wundversorgung, fertige Sitz- und Liegeschalen – alles auch speziell für Kinder. „Eine gezielte Orthopädietechnik für Kinder erfordert tatsächlich noch mehr Fingerspitzengefühl und Sorgfalt als bei erwachsenen Patienten. Die Physionomie eines Kindes verändert sich laufend“, weiß der Firmenchef zu erzählen. Als Unternehmen sehe man sich deshalb auch zwischen Handwerk und Dienstleistung angesiedelt. „Handarbeit wird es bei uns immer brauchen, nicht alles lässt sich digital lösen, auch wenn der 3D-Druck sicher für viele Bereiche die Zukunft ist.“

Ein Hilfsmittel wird derzeit übrigens nicht für Menschen, sondern für Pferde gefertigt. Dabei handelt es sich nach Aussage von Frank Jüttner um einen Auftrag für ein Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie (FZMB) in Bad Langensalza. Gemessen werden soll die Zusammensetzung der Luft, die Pferde in Ruhe und unter körperlicher Belastung ausstoßen.

Das Unternehmen war dieser Tage auch Station der Zuhör-Tour von Mario Voigt, dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Landtag.